Donau Soja Eiweißstrategie

Das Ziel von Donau Soja ist eine nachhaltige, zuverlässige und europäische Proteinversorgung

Die Entwicklung der Sojaproduktion in Europa ist Teil einer breiteren Umstellung in der Herstellung und Nutzung von Proteinen. Die weitreichenden Folgen der Produktion und Verwendung von Protein werden heutzutage im öffentlichen Raum diskutiert.

Ausgehend von der Europäischen Soja-Erklärung entwickelte Donau Soja die Donau Soja Proteinstrategie, um damit zur öffentlichen Diskussion im Namen aller seiner Mitglieder beizutragen. Die Strategie baut auf einem holistischen und wissenschaftsbasierten Verständnis für die Rolle von Protein in einer nachhaltigen Entwicklung von landwirtschaftlichen Lebensmittelsystemen.

Der Wissenschaftsbeirat von Donau Soja wurde konsultiert, bevor der Entwurf dem Donau Soja Vorstand vorgelegt wurde. Der Vorstand einigte sich dann auf eine abgeänderte Version, die allen Mitgliedern zur Stellungnahme übermittelt wurde.

Alle Kommentare wurden bei der Finalisierung des Dokuments berücksichtigt und die Strategie bei der Generalversammlung von Donau Soja im April 2018 einstimmig angenommen.

Das macht die Strategie zu einem starken Statement des Landwirtschaftssektors – vertreten durch Donau Soja – sich für eine tiefgreifende Veränderung einzusetzen.

Die Herausforderung von Europas Proteinversorgung

Klima und Boden in Europa ermöglichen es vielen Bauern, sehr gut Getreidearten wie Weizen, Gerste und Mais anzubauen, wodurch große Mengen an kohlehydratreichen Körnern produziert werden, die Großteils in der Viehzucht verfüttert werden.

Das landwirtschaftliche Produktionssystem in der Europäischen Union besteht aus zwei Hauptbetriebsmitteln: etwa 11 Millionen Tonnen synthetischer Stickstoffdünger fließen in den landwirtschaftlichen Anbau und weitere 36 Millionen Tonnen Soja werden in Form von eiweißreichem Schrot als Eiweißergänzung im Viehfutter verbraucht. Die gestiegene Nachfrage an Pflanzenprotein in Europa in den letzten 60 Jahren ist großteils auf die verstärkte Produktion und den verstärkten Verbrauch von Fleisch– und Milchprodukten zurückzuführen.

Nach China ist die Europäische Union inzwischen der zweitgrößte Importeur von Soja aus Südamerika. Das landwirtschaftliche System der Europäischen Union versorgt sich zu 71% mit handelbarem Pflanzenprotein selbst. 86% der verbleibenden Lücke von 29% an Pflanzenprotein werden in Form von Soja importiert.

Dieses Proteindefizit ist die entscheidende Herausforderung für die Resilienz, Akzeptanz und Leistungsfähigkeit unserer Landwirtschaftssysteme. Das ist die Protein-Herausforderung Europas.

Sich der Herausforderung bei der Proteinversorgung stellen

Um sich der Herausforderung bei der Proteinversorgung zu stellen und die Umstellung in der Proteinversorgung zu bewältigen, ist ein holistischer Zugang nötig. Die dafür notwendige Systemänderung besteht aus fünf Säulen:

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Nachhaltige und verantwortungsbewusste Importe

Die Herausforderung der Proteinversorgung ist global. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Europa bei ihrer Systemänderung eine Führungsrolle einnimmt. Trotzdem muss China als Partner gewonnen werden. Selbst bei einer deutlichen Verschiebung in der Landwirtschaft wird Europa mit hoher Wahrscheinlichkeit noch immer auf Importe aus den traditionellen Exportregionen angewiesen sein.

Allerdings muss Europa auf den Import von zertifizierten Produkten umsteigen, die aus Regionen und Systemen stammen, die mit strengen ökologischen und sozialen Standards sorgfältig geprüft wurden. Dabei muss Europa in enger Zusammenarbeit mit China vorgehen, um einen globalen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Proteinproduktion zu erreichen. Es sind die aktuellen Landwirtschafts- und Lebensmittelsysteme, die die größten Auswirkungen auf den Stickstoffzyklus haben. Die Produktion und der Verbrauch von Proteinen gehören zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen. Nitrat- und Ammoniakverschmutzung in Luft und Wasser, zusammen mit einem Verlust an natürlichen Habitaten und Biodiversität, können nur durch eine globale Umstellung auf eine nachhaltigere Proteinproduktion reduziert werden, die wiederum durch die Sicherstellung verantwortungsbewusster Produktion und entsprechenden Handelsstandards erreicht werden kann. Hier können Europa und China zusammenarbeiten, um eine globale Änderung zu erzielen.

Höhere Produktion von Körnerleguminosen in Europa

Durch den geringen Anbau von Hülsenfrüchten verzichtet Europa auf zahlreiche agronomische und ökologische Vorteile. Ein erhöhter Anbau von Körnerleguminosen würde eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich bringen und das Proteindefizit verringern. Gerade in Europa würden Körnerleguminosen die Diversität im Anbau erhöhen und das Vorkommen von Bestäuberinsekten fördern.

Stickstoffdünger würde überflüssig werden, weil die Leguminosen den Stickstoff aus der Luft binden. Sie wirken gegen die Entstehung von Krankheiten sowie gegen Schädlinge und Unkraut bei einem Getreidefruchtwechsel, weil sie biologisch sehr stark von Getreidearten abweichen. Allgemein gilt, dass eine geringe Kulturpflanzenvielfalt zu einer Stagnation im Ernteertrag und zu höheren Kosten führt, da die dominanten Kulturpflanzen stärker unter Unkräutern, Schädlingen und Krankheiten leiden.

Die europäischen Landwirte können die gestiegene Nachfrage nach in Europa angebautem pflanzlichem Protein unter Wahrung hoher ökologischer und sozialer Standards liefern und gleichzeitig die Nachfrage nach gentechnikfreien Produkten und regionalen sowie lokalen Wertschöpfungsketten decken. Das höchste Potenzial für eine Verbesserung bei den Kulturpflanzensystemen mit Einsatz von Leguminosen liegt in Mittel – und Osteuropa. Sie würde zu einem teilweisen Ersatz des transatlantischen Handels mit einer Verteilung vom Osten in den Westen Europas führen, wodurch die sozialen und ökonomischen Differenzen innerhalb der EU verringert und eine regionale Entwicklung in aktuell benachteiligten ländlichen Regionen gefördert werden würde. In Westeuropa besteht ebenso ein Potenzial zur Erhöhung der Körnerleguminosenproduktion, ohne dadurch die Getreide – und Ölsaatenproduktion zu verdrängen, weil die Fruchtfolge zu verbesserten Ernteerträgen führt.

Verbesserte Nutzung bestehender und neuer Proteinquellen

Pflanzen sind die mit Abstand wichtigste Primärquelle von Protein. Während Nebenprodukte wie Rapsschrot, Sonnenblumenschrot und getrockneter Gärrückstand aus der Destillation bereits von der Lebensmittelindustrie genutzt werden, bestehen noch Möglichkeiten für eine bessere Verwertung von Resten aus der Lebensmittelindustrie für die Fütterung von Nutztieren. Darüber hinaus könnten in Europa einige Gebiete mit Grünland- Produktionssystemen die proteinreichen Grünlandsorten wie Klee (eine Leguminose) besser nutzen, um den Sojaverbrauch zu verringern. Futterpflanzen wie Alfalfa sind ebenso Proteinquellen. Es gibt noch weitere Möglichkeiten für die Proteinproduktion, wie etwa Algenkulturen.

Höhere Effizienz bei der Proteinnutzung

Eine bessere Abstimmung der Tierfütterung mit dem Proteinbedarf der Nutztiere spart Protein ein und verringert die Ausscheidung von Stickstoffverbindungen. Das kann für die Bauern einen bedeutenden Beitrag für das Erreichen einer nährstoffbasierten Düngerwirtschaft leisten. Protein ist für gewöhnlich eine kostspielige Komponente bei den Futtermitteln, daher kann eine präzisere Fütterung auch Produktionskosten reduzieren.

Gesündere und nachhaltigere Ernährung
Die Menge an Produkten tierischen Ursprungs, die erzeugt und konsumiert werden, können als Determinante für den Umfang der Proteinherausforderung Europas betrachtet werden. Eine Ernährung des Menschen, die sich zu einem größeren Teil aus pflanzenbasiertem Protein zusammensetzt, vor allem aus Hülsenfrüchten und Soja, ist im Vergleich zur typischen Ernährung von Verbrauchern in der EU gesünder und nachhaltiger. Große Teile der Bevölkerung konsumieren mehr Fleisch– und Milchprodukte als für eine gesunde Ernährung empfohlen wird. Das hat weitreichende Konsequenzen, da dies eine große Nutztierbranche hervorbringt. Der Großteil des im Pflanzenprotein enthaltenen und von den Nutztieren verzehrten Stickstoffs wird ausgeschieden und stellt die Primärursache für die Verschmutzung von Luft und Wasser durch die Landwirtschaft dar. Die Umweltfolgen sind in jenen Regionen besonders spürbar, wo die Viehzucht konzentriert ist. Eine Reduktion des Verzehrs von Produkten tierischen Ursprungs auf ein vernünftiges Maß und eine entsprechende Reduktion der Nutztierproduktion würde sowohl die Situation des landwirtschaftlichen Nahrungsmittelsystems als auch die Gesundheit der Bevölkerung und der Landnutzung verbessern.

Mehr Information zur European Plant-Based Foods Association, ENSA